Bücher

Bücher zum Thema, die wir empfehlen

Buch-Empfehlungen 2022

Helga Baumgarten, eine der kompetentesten Nahost-Expertinnen bringt uns mit ihrem Buchtitel «Kein Frieden für Palästina» (Promedia-Verlag ISBN 978-3-85371-496-6) auf den neusten Stand der Dinge um das Land. Die Autorin resümiert noch einmal die geschichtlichen Ereignisse ab 1947 und vermittelt dabei einige interessante Erkenntnisse aus neu freigegebenen Archiven. An Helgas Texten beeindruckt, die Sachlichkeit und Nüchternheit mit der sie die Ereignisse und seine Akteure einer Analyse unterzieht und die Fakten ordnet. So erfahren wir nicht nur eine Charakterisierung der politischen Kräfte in den militärisch besetzten Gebiete sondern ebenfalls, wie es zu den unterschiedlichen Machtkonstellationen kam und welche strukturellen Bedingungen zu vielen der Entscheide geführt haben. Wenn, um nur eines von hundert Beispielen zu erwähnen, im November 2012 am Tag, an welchem ein langfristiger Waffenstillstand unterzeichnet werden sollte, der Verhandlungsführer aus Gaza von einer israelischen Rakete getötet wird, wer ist dann für die Eskalation des Konfliktes verantwortlich? Da das Buch einen Gesamtüberblick des Konfliktes gibt, ist es ausserordentlich geeignet auch Menschen anzusprechen, welche sich bisher wenig mit der Geschichte Palästinas auseinandergesetzt haben.

Muriel Asseburg greift in ihrem Buch mit dem Titel „Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart“ (Beck Verlag, ISBN 978-3-406-77477-5) noch ein wenig weiter zurück und beginnt mit der Vorgeschichte des Konfliktes, ausgehend von der Balfour-Deklaration von 1917. Ihr thematischer Einstieg dazu lautet vielsagend: «Ein britischer Aussenminister verspricht einem britischen Zionisten den Aufbau eines Staates in einem Gebiet, in dem zu über 90 Prozent Nichtjuden leben.» Von besonderem Interesse ist ihr Eingehen auf die Reaktionen der arabischen Seite, Appelle an den Völkerbund beispielsweise, die bei der Behandlung des Nahostkonflikts oft als sture Ablehnung aller Vorschläge behandelt werden. Im Fazit weist sie darauf hin, dass Palästina heute faktisch ein Land ist, welches kaum mehr in zwei Staaten aufgeteilt werden kann. Im Anhang werden mehrere palästinensische Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wissenschaft porträtiert und es findet sich eine Chronologie zur Geschichte Palästinas und ergänzend Buch- und Filmempfehlungen sowie solche zu nützlichen Websites.

Henriette Hanke Güttinger in ihrem Buch mit dem Titel «Das ist Palästina … ist das Palästina?» (Eigenverlag, ISBN 978-3-033-08597-8) wie Pia Tschupp die titelt «Eine Geige für Palästina» (ISBN 978-3-033-07742-3) erzählen von ihren Erlebnissen als Menschenrechtsbeobachterinnen in Palästina im Auftrag des Kirchenrates.

Beide Bücher haben den grossen Reiz des Authentischen. Was die beiden Frauen berichten ist das, was sie konkret erlebt haben und benötigt keine Interpretation. Henriette Hanke Güttinger eröffnet ihr Buch mit einem Vorwort von Illan Pappe, Pia Tschupp mit einem solchen von Jochi Weil. Beide Bücher sind mit meist selbst aufgenommenen Bildern versehen und in deren Anhang findet sich umfangreiches Kartenmaterial, meist aus dem Fundus der UNO-Oragansiation OCHA, sowie je eine Literaturliste. Henriette Hanke Güttinger stellt eine Anzahl palästinensischer Gedichte wie auch mehrere dokumentierte Fälle von Menschenrechtsverstössen vor, Pia Tschupp führt auf den letzten Seiten eine interessante Liste aller illegaler Siedlungen im besetzten Gebiet auf.